Sonntag, 2. Dezember 2012

Story #8

Eine Traumstory

  Die Zeit, in der wir uns nicht sahen, verging so langsam, dass ich das Gefühl hatte festzustecken. Er redete von sich aus nicht mehr mit mir, er antwortete nicht auf die Frage, die ich ihm vor einem Monat gestellt hatte und überhaupt kam es mir vor, als wäre er einfach verschwunden. Weder bei Facebook, noch sonst wo ein Lebenszeichen. Wir hatten vielleicht in der ganzen Zeit 2 mal einen Satz Worte gewechselt. Glaubt er wir wären im zweiten Twilight-Film? Es tat verdammt weh.
  Der Frühling brach langsam an, der Schnee war zu dieser Zeit schon weggetaut. Die Klimaerwärmung begann ihre Tat. Es wurde bereits so warm, dass man die Mütze weglassen konnte, als ich eine SMS bekam.
  "Hast du mal Zeit? Bin dieses Wochenende bei Emanuel." Mir bliebt fast das Herz stehen, als ich es las. Doch ich beherrschte mich, um mir in der Antwort nichts anmerken zu lassen.
  "Klar. Wollen wir uns treffen?"
  "Ja, gern. Samstag, gegen 15 Uhr am Rathaus?" Ich musste tief durchatmen, dann schrieb ich "Ok." und legt das Handy beiseite.
  Ist das wahr oder nur ein Traum, fragte ich mich die nächsten Tage und teilweise war ich im Unterricht nur noch abwesend, sogar mein Lehrer merkte das. Und Samstag rückte immer näher.

  Zum 10. Mal überprüfte ich mein Aussehen im Spiegel. Es machte mich verrückt, sodass ich ständig alles auf Perfektion hin prüfte. Ich sah auf die Uhr, noch 10 Minuten, und zog meine Jacke an. Wieder zuppeln und überprüfen. Dann meinen Schal. Zuppeln und überprüfen. Und meine Schuhe und Handschuhe. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich schloss die Tür hinter mir. Ich ging zu Fuß und erinnerte mich auf dem Weg an die Dinge, die passiert waren. An die Dinge, für die ich ihn hasste, für die ich mich hasste, wegen denen ich für ihn sterben würde. Die Dinge, die ich nie gesagt habe, die ich nie gefragt habe, auf die ich nie eine richtige Antwort bekam.
  Ich sah ihn, wie er da stand und wartete. Nicht ungeduldig, sondern eher selbst etwas nervös. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, es raste und meine Lunge drohte zu kollabieren. Ich drückte meine Hände in meinen Taschen zu Fäusten und versuchte mich zu beruhigen. Ich ging auf ihn zu, er sah mich. Wir umarmten uns, wie Freunde es tun, sagten schüchtern ein paar Worte und gingen dann ein Stück.
  Wir spazierten durch die Stadt und unterhielten uns. Nach etwa einer halben Stunde, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, landeten wir wieder beim Rathaus. Wir mussten lachen, weil es uns gar nicht aufgefallen war. Plötzlich wurde er ernst und sah mich an. "Ich muss dir etwas gestehen. Ich wollte mich nicht ohne Grund mit dir treffen und über Gott und die Welt reden." Ich schaute ihn verwirrt an. "Was?"
  "Ich wollte wissen, ob du noch so bist wie damals..." Er schaute auf den Boden. "Und ich möchte dich etwas fragen." Er legte seine Hände an meine Schultern, atmete tief durch und sah mir nun direkt in die Augen.
  "Leyla, ich habe damals keinen Fehler gemacht, weil es einfach noch nicht an der Zeit war, aber unsere Zeit zusammen hat mir eins klar gemacht." Er ging auf die Knie. Mir blieb die Luft im Halse stecken. Ich sah ihn ungläubig an und plötzlich holte er eine kleine Box aus seiner Jackentasche, öffnete sie und hielt sie mir hin. Es war ein wunderschöner leuchtender Ring darin.
  "Leyla, ich liebe dich und möcht dich fragen: Willst du meine Frau werden und für immer meine Frau bleiben?"
  "Oh mein Gott, ja!" Ich schrie schon fast, als ich ihm um den Hals fiel und sah sein strahlendes Lächeln im Augenwinkel. Dann lies ich ihn wieder los und küsste ihn voller Leidenschaft. Unsere Lippen schmiegten sich ineinander und tatsächlich musste ich weinen. Ich wischte mir die Träne aus dem Gesicht und sah ihn an. Er nahm zärtlich meine Hand, den Ring aus der Schachtel und führte ihn auf meinen Finger. Dann sah ich ihn voller Liebe an. Ich war so glücklich. Dann küsste er mich wieder und ich wollte diesen Mann nie nie nie wieder gehen lassen. Und das tat ich auch nicht.

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